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Perspektivenwechsel - vom Atelier in die Sammlung

Ausstellungstext:  “GSV zeigt”, kuratiert von Mag. Katrin-Sophie Batz, Part II, Oktober 2018 – März 2020.

Künstler*innen: Renate Lohrmann, Thaddäus Stockert und Andrea Wögerbauer

Sammlung: The Batz Collection

Kuratorin: Mag. Katrin-Sophie Batz

 

In der Ausstellung geht es um drei essentielle Kunstweltperspektiven, jene der Künstler*innen, Renate Lohrmann, Thaddäus Stockert und Andrea Wögerbauer, und meine beiden Perspektive in verschiedenen Rollen sowohl als Kuratorin der Ausstellung  aber auch als Sammlerin.

Allzu eng darf diese begriffliche Unterscheidung allerdings nicht gesehen werden, da es in der Kunstszene, bekanntlich fließende Rollenverläufe gibt. Diese Ausstellung hat einen “tongue ‘n cheek” Zugang. Sie ist also mit einem gewissen ironischen, aber hoffentlich unterhaltsamen, Unterton zu verstehen.

 

Die Perspektive der Künstler*innen

Die Kunstwerke von Renate Lohrmann, Thaddäus Stockert und Andrea Wögerbauer kamen nicht frisch aus dem Atelier in die Ausstellungslocation der Kanzlei von Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte.

Die Stücke dieser Sammlung (Künstler*innen: Stinkfish, Fafi, Shepard Fairey, Brian McKee, …) haben eine lange Reise und viele Umwege hinter sich gebracht, bevor sie schließlich und endlich in meinen Besitz gelangten..

Wahre Meisterwerke durchlaufen auf ihrem Weg zur Enddestination Sammlung eine Vielzahl verschiedenster Stationen. Ein paar wenigen Werken gelingt es auf diesem Weg Kunstmessen aus dem Weg zu gehen, wiederum andere besuchen ein und dieselbe Station mehrfach, werden in den verschiedensten Metropolen und den verschiedensten Galerien der Welt ausgestellt, bevor auch sie das Schicksal ereilt gekauft zu werden.

Aber war´s das dann?

Ganz und gar nicht!

Auf dem Sekundärmarkt wird vielen Kunstwerken wieder neues Leben eingehaucht, sie werden weiterverkauft, verliehen oder sie verschwinden irgendwann in dubiosen Mauerverliesen irgendwelcher italienischer Museen, wie das auch oft bei Gemälden hochkarätiger Künstler der Fall ist.

Der Künstler selbst weiß meistens nicht Bescheid über den Verbleib seiner Schöpfung und stolpert oft ganz zufällig, auf einer der vielen Stationen, über seine eigenen Werke.

 

Aus der Perspektive der Sammlung

Katrin-Sophie Batz zeigt einen kleinen Ausschnitt ihrer Sammlung (The Batz Collection), die während der jahrzehntelangen Arbeit für eine Wiener Galerie stetig gewachsen ist. An vielen Orten der Kunstwelt wie Ateliers, Kunstmessen, Ausstellungen verschiedener Galerien und Offspaces erworben, erlaubte ihr die Arbeit des Kunstwerk-kaufens einen Perspektivenwechsel – von der Kuratorin, der Galeriedirektorin, die nicht nur den Zeitgeist, sondern auch den Geschmack der Kund*innen treffen soll, auf die Perspektive einer Sammlerin, die nicht nur aus strategischen Gründen, sondern vor allem auch aus leidenschaftlicher Motivation heraus sammelt.

 

Perspektivenwechsel

Der Perspektivenwechsel ermöglich dem Sammler bzw der Sammlerin  sich in den Entstehungsprozess eines Kunstwerks, und damit auch in die Kreativarbeit der Künstler*innen einzufühlen.

Darüber hinaus entsteht ein Austausch zwischen den verschiedensten Protagonisten der Kunstwelt, wie zum Beispiel dem Sammler/der Sammlerin, dem Kurator/der Kuratorin, dem Künstler/der Künstlerin aber auch natürlich vielen weiteren, die von dieser Ausstellung nicht abgedeckt werden, wie beispielswiese dem Galeristen/der Galeristin, Auktionshäusern und Online Verkaufsplattformen wie artsy.com, und vielen weiteren. Aber diese Ausstellung erzählt durchaus eine kleine Geschichte aus dem Reisetagebuch eines Kunstwerks. Vom Atelier in die Sammlung, manchmal auf direktem Wege, meistens jedoch über mehrere Stationen und Umwege.  

Mehr dazu erfahren Sie im persönlichen Gespräch mit den Künstler*innen und der Kuratorin/Sammlerin…

 

Die Künstler*innen

Renate Lohrmann

"Renate Lohrmanns vollendete abstrakte Malerei, die abwechselnd lyrisch, sanft und muskulös erscheint, erinnert den Betrachter an die Errungenschaften des abstrakten Expressionismus, wie sie von den führenden europäischen Mitbrüdern seiner amerikanischen Vorfahren - oft mit ausgeprägtem Stil und mit viel Elan - neu konzipiert wurden.

Lohrmanns Kompositionen spiegeln die vielen Arten wider, in denen bestimmte Europäer der 50er und 60er Jahre die grundlegende Philosophie von Menschen wie Rothko, Pollok, DeKooning und Motherwell aufgriffen, während sie gleichzeitig die Amerikaner auf subtile Weise durch die Linse der ungebrochenen europäischen Traditionen der koloristischen Abstraktion reflektierten.

Zusammenfassend können wir nicht umhin, in ihrem Werk eine köstliche Spur der Kunst von Matisse, Kandinsky, Rouault, Delaunay und Marc, um nur einige wenige zu nennen, zu entdecken".

(Abstract: Jan Adlmann)

Bild 1: Acryl/Ölkreide auf Leinwand

Bild 2: Acryl/Bundstift auf Leinwand

Bild 4: Acryl auf Leinwand

 

Thaddäus Stockert

„Die Malerei ist und bleibt die direkteste Form mich auszudrücken und gleichzeitig immer auch ein Mysterium für mich. Die meisten Arbeiten entstehen über einen längeren Zeitraum und als Begleiterscheinung zu meinem Leben Sie sind spontan aber trotzdem nicht bloße Geste. Ich reflektiere Geschichte und Geschehenes über meine Bilder aber oft auch einfach nur die Gegenwart.  Ich erschaffe und ich zweifle. Ich betrachte jedes Werk für sich alleine, als Solitär und doch bauen Sie aufeinander auf, entwickeln sich - eines zum anderen.“

Thaddäus Stockert ist 1981 geboren und hat an der Akademie der bildenden Künste bei Mathias Hermann studiert. Seit seinem 16. Lebensjahr bewegt er sich im Feld der Kunst auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Selbstständig angestellt oder  projektbezogen. Als: Grafikdesigner, Foto- Video und Medienkünstler, Bühnenbildner, Consultant, als Vermittler, und Artdirector ... - nicht zuletzt besonders auch als Maler!

Cora

Clemens

Edith

Odette

 

Andrea Wögerbauer

Die Künstlerin Andrea Wögerbauer will durch ihre Arbeiten sensibilisieren und den Blick schärfen, indem sie den Mensch in all seinen Facetten in den Mittelpunkt rückt. In ihrer vierteiligen Serie „Die Blinden“ beschäftigt sie sich mit den unterschiedlichen Ebenen der Wahrnehmung und hinterfragt Sehgewohnheiten, blinde Flecken und kollektive Aufmerksamkeit. Das Sichtbarmachen beziehungsweise Nichtsehen von gesellschaftlichen Entwicklungen und die damit verbundene Bereitschaft auf Ereignisse unserer Zeit zu reagieren, ist ein grundlegendes Thema ihrer Werke. In ihrer neuen Serie beschäftigt sich Andrea Wögerbauer mit der Definition der inneren Haltung und deren politischen Auswirkungen. Eine Jacke mit am Rücken verschränkten Ärmeln ist das zentrale figurative Element des Werks “Innere Haltung”, - umringt von der Definition des Terminus in textbasierender Ausdrucksform. Bildsprache und Sprachbild sind hier zu einer in sich ruhenden Aussage verwoben - Haltung als reflektierender Selbstbezug, Urteilskraft. Nichts ist ohne Bezug und somit auch nicht ohne Haltung. Wenn wir das Gefühl haben, dass politisch agierende Menschen ohne eben diese Haltung Entscheidungen treffen - ist genau dies eine Reflektion ihrer inneren Haltung und keine Bestätigung eines Mangels dessen.

Frau im Hintergrund

Zwei Schwestern

Drei Schwestern

Schlafende

 

Die Sammlung - The Batz Collection

Den Großteil der Sammlung „The Batz Collection“ machen Kunstwerke aus, die sich in dem Bereich Street und Urban Art verorten lassen. Seit geraumer Zeit ist auch Wien auf dem Radar internationaler Street Art Künstler*innen und Fans erschienen. Projekte wie das Brainchild von Katrin-Sophie Batz namens „Cash, Cans & Candy“, Calle Libre und Initiativen/Galerien wie Oxymoron, AG18, Großprojekte wie „TAKE OVER“ im Wien Museum oder - back in the golden days – die INOPERABLE Gallery (einer der Pioniere in Wien) trugen und tragen dazu bei, dass Wien ein fixer Bestandteil der Street Art Historie wird. Nationalen und internationalen KünstlerInnen wird in Wien eine Plattform geboten - Flächen im öffentlichen Raum werden zur Verfügung gestellt und die Stadt somit als lebendiger Knotenpunkt für diese Kunstform noch weiter etabliert. Der eigentliche Wert der Street Art bzw. Murals ist die Aufwertung eines Viertels, die Verschönerung einer Stadt oder das Aufzeigen von sozialen Ungleichheiten oder gesellschaftlichen Missständen – es ist ein Geschenk an die Stadt, das Viertel, die Bewohner*innen und Besucher*innen dieser Stadt. Die Kunstwerke sollen zu einer sozialen, intellektuellen, politischen Auseinandersetzung mit bestimmten Themen führen – und dies mithilfe von ästhetischer Bildsprache. Teil dieser Bewegung gewesen zu sein, spiegelt sich auch in meiner Sammlung wieder. (Aus einem Interview mit Mag. Klaudia Kreslehner, anlässlich der Ausstellung „Eclectic! The Batz Collection @ Improper Walls, November 2019)

 

Die Kuratorin

Mag. Katrin-Sophie Batz (vormals Dworczak), Kuratorin/Brainmom/Founder/Organisatorin der Ausstellungsreihe und des Street Art Festivals Cash, Cans & Candy (2013, 2014, 2016 – ein Projekt der Galerie Ernst Hilger), arbeitete von 2006 bis 2019 für die Galerie Ernst Hilger. Begonnen hatte sie in der Galerie SiemensartLab danach wechselte sie die Straßenseite zur Galerie hilger contemporary wo sie die Assistenz der Direktorin und den Bereich Public & Collector Relations innehatte. Seit 2013 bis zu ihrer Karenz 2017 war sie die Direktorin der Räumlichkeiten Hilger NEXT, HilgerBROTKunsthalle und project room@NEXT in Wien. Batz war die Co- Organisatorin eines URBAN ART Festivals namens Escape the Golden Cage in 2010. In ihren Reisen für die Galerie entdeckte sie die unterschiedlichsten Ausdrucksformen von Street Art.

 

Links

*Renate Lohrmann

http://www.renatelohrmann.com/

*Thaddäus Stockert

http://trekcots.com/

*Andrea Wögerbbauer

https://www.instagram.com/andrea.woegerbauer.art/

 (Website folgt in Kürze)

*Katrin-Sophie Batz, Kuratorin & Sammlerin

https://www.instagram.com/katrinsophie_thebatzcollection/

(Website folgt in Kürze)